In memoriam Bill Ramsey (1931-2021)

Hans Kumpf schrieb am 13.10.1981 in der Ludwigsburger Kreiszeitung:

Zu seinem jüngsten Gastspiel im Bahn-Hotel brachte Ramsey den Gigarristen Juraj Galan mit. Der Gitarrist ist fast in der Lage, ein ganzes Begleitensemble zu ersetzen: Relaxt, ohne virtuose Aufdringlichkeit, vollführt er Bassfiguren, schlägt Begleitakkorde an und reagiert mit Melodiephrase.

Künstlerische Ehrlichkeit

Der andere Bill Ramsey beim Ludwigsburger Jazzclub

Als Bill Ramsey erstmals im September 1979 mit der „Kitty Winter Gipsy Nova“ beim Ludwigsburger Jazzclub auftrat, bewies er schon, dass er musikalisch einiges mehr drauf hat als die „Zuckerpuppe“, „Pigalle“ und andere kommerziell-seichte Mätzchen. Bill Ramsey zeigte sich damals als ernsthafter und temperamentvoller Jazzsänger. Und es zeugt von der künstlerischen Ehrlichkeit und seiner aufrichtigen Persönlichkeit, wenn der mittlerweile recht bekannte Fernseh-Moderator sich nicht zu schade ist, für eine relativ geringe Gage vor kleinerem Publikum aufzutreten.

LP Cover

Ohne Show-Firlefanz agiert Bill Ramsey; mit seiner bekannten rauchigen und forcierten Stimme singt er mal happy, mal getragen. In jedem Song ist das entsprechende Einfühlungsvermögen da. Dies demonstrierte er besonders in dem Song „Sometimes i feel like a motherless child“,  wo er sich überzeugend gefühlsmäßig in die „Field Hollers“ und „Street Cries“ seiner schwarzen Landsleute hineinversetzen konnte.


Andererseits hat Bill Ramsey auch aktuellere Titel in seinem Repertoire. Beispielsweise brachte er den Otis-Redding-Hit „The dock of the bay“ zu Gehör. Auch in die mehr gängigen Songs legte Bill Ramsey, unterstützt vom aufmerksamen Partner Galan, eine eigene musikalische Aussage hinein. Basis bleibt jedoch stets das Blues-Feeling.“

Hans Kumpf (1981)

Quelle: